Es gibt Menschen, die sind plötzlich weg – für Angehörige eine Katastrophe. Manche tauchen wieder auf, tot oder lebendig, mitunter nach Jahren. Und es gibt Menschen, die würden am liebsten verschwinden. Zu denen gehört der Schriftsteller Friedrich Ani, der sich als Kind gern in Luft aufgelöst hätte und heute als Krimi-Autor über Verschwundene schreibt. Seine Erinnerungen schmücken unsere Titelstrecke. Aber wie illustriert man Verschwinden? Dieses Rätsel löste die Bildredakteurin Chantal Seitz, die ZEIT Verbrechen von Anfang an bebildert und lebendig gemacht hat.
Doch es gibt noch andere Schwerpunkte in diesem Heft: zum Beispiel die tragische Begegnung zweier Männer auf hoher See, die einer der beiden nur knapp überlebt. Der Reporter Henning Sußebach hat sie für die ZEIT aufgeschrieben und jetzt für uns weitererzählt. Wie kommt es, dass sich ganz normale Frauen leidenschaftlich in Mörder und Schwerverbrecher verlieben? Die Autorin Nadine Ahr hat Frauen besucht, die mit Kriminellen liiert sind. Wer tief in die menschliche Seele blicken will, sollte ihre Geschichte lesen.
Der bekannte Kriminalschriftsteller Jan Costin Wagner gibt im Interview Einblick in seine kreativen Prozesse. Wir stellen den Bildjournalisten Leo Rosenthal vor, der in der Vorkriegszeit heimlich in Berliner Gerichten fotografiert hat. Seine Bilder: ein Blick ins Babylon Berlin. Und Jörg Böckem, der leidenschaftliche Interviewer, hat wieder zwei Prominente, diesmal Moses Pelham und Sandra Hüller, gefragt: Wie kriminell sind Sie?
Ich wünsche Ihnen spannende Unterhaltung und nachdenkliche Stunden.
Ihre Sabine Rückert