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Richard Wagner liebte den Superlativ. Es musste schon das »Gesamtkunstwerk« sein, die »unendliche Melodie«, die »Zukunftsmusik«, es brauchte ein eigenes Festspielhaus, und er komponierte auch nicht einfach Opern: Am Ende schuf er mit dem Parsifal ein »Bühnenweihfestspiel«. Von Anfang an ging es ihm um mehr als nur die Kunst.

Dass Wagner jedes Format sprengt, hat indes weniger mit der schieren Lautstärke dieses Mannes zu tun, sondern mit den unaufgelösten Dissonanzen in seiner Biografie und seinem Wirken. Wagner war ein Wegbereiter der Moderne und zugleich ihr schärfster Kritiker. 1849 kämpfte er an der Seite der sächsischen Demokraten für die Revolution; im Jahr darauf erschien sein Pamphlet »Das Judenthum in der Musik« (dem weitere antisemitische Schriften folgten). Linke erkannten ihn in seiner Kapitalismuskritik als einen der Ihren; Rechte schätzten ihn als Rassisten und Nationalisten.

Mit seinem berühmten Tristan-Akkord hat Wagner 1857 einen Klang komponiert, dessen harmonische Ambivalenz keinen Grundton mehr erkennen lässt. Ebenso changiert das Gesamtkunstwerk Richard Wagner zwischen hell und dunkel, ein klarer Grundton lässt sich nicht bestimmen.

Dieses Heft will die Dissonanzen nicht auflösen, sondern zum Klingen bringen. Leicht macht es einem Wagner dabei nicht. Vielleicht, weil in der Auseinandersetzung mit ihm nicht möglich ist, was die Deutschen sonst so gern mit ihrer Geschichte tun: sie fein säuberlich in Gut und Böse aufzuteilen, in erhebende und finstere »Kapitel«. In der Gestalt Richard Wagners und in seinen Werken ist beides verschmolzen. Und so ist es keine Frage von Mögen oder Nichtmögen, ob man sich mit ihm befasst. Man kommt an ihm nicht vorbei – nicht nur in diesem Jubiläumsjahr, zu seinem zweihundertsten Geburtstag.

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Weitere Themen im Heft:

  • EXTRA: Die legendäre Wiener Aufnahme der Walküre des Dirigenten Bruno Walter von 1935 als Audio-CD.
Ausgabe
1/2013
Erscheinungstermin
26.02.2013
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